Schlüsselbartmuster sind eine (vier)eckige Variante des keltischen Lieblingsmotivs, der Spirale. Deswegen und aufgrund von archäologischen Funden vermutet man, dass sie sich aus der griechischen Rankenornamentik entwickelten. Aber durch die typische keltische diagonale Ausrichtung entwickelten sich sehr viel mehr Variationen als bei den starren Gitterformen der Griechen und Römer.

Wie fast überall in der keltischen Kunst, schaffen die verschiedenen Farbflächen optisch Forder- und Hintergründe. Bei Schlüsselbartmustern sind die Flächen quasi identisch, so dass das Auge erst entdecken muss, welches der Vorder- und welches der Hintergrund sein soll. Der Vordergrund zeichnet sich in der Regel durch zartere Linien aus. Um also bestimmte Linien oder eine Farbe besonders hervorzuhaben, solltest du den Umriss etwa dünner zeichnen. Jede kräftigere Linie rückt scheinbar in den Hintergrund. Wenn beide Linienführungen gleich, die Farben hell und kontrastreich sind, entsteht eine optische Täuschung, bei der das Auge von Linie zu Linie springen muss.

Für die Schlüsselbartmuster solltest du mit einem Raster (Gitter) aus gleichmäßigen Flächen beginnen: ein quadratisches Raster mit Spalten mit jeweils zehn quadratischen Kästchen.

 

Das Zeichnen von Schlüsselbartmustern

 

1. Zeichne zuerst die Diagonalen: von der unteren Ecke eine Einheit vom äußeren Rand entfernt und eine nach innen versetzt bis zur oberen Ecke, ebenfalls eine Einheit vom oberen Rand. Die nächste Diagonale beginnt zwei Einheiten von der vorherigen versetzt.

2. Die konträren Diagonalenstarten am unteren Rand um eine Einheit von der ersten Diagonalen versetzt und endet am oberen Rand. Am Kreuzpunkt bleibt jeweils eine Einheit zwischen den Linien frei.

3. Nun knicken alle Diagonalen in einem rechten Winkel zum Mittelpunkt hin nach innen ab. Jede neue Linie endet eine Einheit von der benachbarten entfernt.

4. Lasse diese Linien erneut nach innen abknicken. Achte darauf, dass die Linien dabei jedes mal etwas kürzer werden.

5. Das zentrale Muster ist nun soweit fertig, dass du die Ecken vervollständigen kannst. Wegen der diagonalen Ausrichtung des Motivs mussten die Kelten die Ecken eines Schlüsselbartmusters in quadratische oder rechteckige Flächen völlig neu gestalten. Sie benutzten die einzigartigen rechtwinklige Dreiecke, die die keltischen Schlüsselbartmuster von allen anderen Gittermustern unterscheiden. zum ersten mal werden hier die langen senkrechten und waagrechten Außenlinien von der Spitze einer Diagonale bis zur nächsten durchgehenden Diagonalen gezeichnet. Wie alle anderen Linien enden sie eine Einheit von der nächsten entfernt.

6. Dieser Raum wurde mit drei unterschiedlichen Dreiecken ausgefüllt, aber meistens wurde das linke in der unteren Reiche benutzt.

7. Mit Hilfe einer zusätzlichen kurzen Linie kann man die Fläche zwischen den Dreiecken und den nächstliegenden Diagonalen ausfüllen. Diese endet ebenfalls eine diagonale Einheit vor der nächsten Linie (in diesem Fall der Dreiecke).

8. Zum Schluss wird der rechteckige Rahmen zugefügt und fertig ist das vollständige Schlüsselbartmuster. Wenn man die diagonalen Linien bis auf die Stärke des Zwischenraums (eine Einheit) verbreitert, treten die weißen Bereiche entsprechend stärker hervor.

Der Innenteil eines Schlüsselbartmusters kann sehr unterschiedlich gestaltet werden. Wie bei allen künstlerischen Arbeiten entwickelten die Kelten auch hierbei so viele Variationen wie nur möglich.

Die Fläche auszufüllen, die größer ist als ein einfacher Saum, ist ganz einfach: Kopiere das Muster unter oder über dem ersten, so dass sich die Diagonalen treffen, die bis zu den Rändern reichen.

Denke daran, dass die Linien entlang der Mustermitte nur als Hilfslinie dient und die einzige Ausnahme von der Eine - Einheit - Abstand - Regel ist. Würden die beiden Muster dichter beieinander liegen, könnten sich die Diagonalen nicht treffen. Die Gestaltungsmöglichkeiten für den Innenteil des Musters hängt alleine von deiner eigenen Phantasie ab. Ein Beispiel:

Quelle: Celtic Tattoos - Andy Sloss - VGS Verlagsgesellschaft - 1998


Update: 26.Mai 2004