Trotz seines Krieges in Frankreich sah sich Edward I. von England nun gezwungen, in Schottland hart durchzugreifen. Seine Armee war riesig: 2500 Ritter und 12.000 Fußsoldaten hatte er bei York versammelt. Unter seinen Truppen fanden sich auch Bogenschützen aus Wales und Armbrustschützen aus der Gascogne. Im Juli marschierte dieses gewaltige Heer an der Ostküste entlang nordwärts, unter dem Schutz der englischen Flotte. Obwohl sie einige kleinere Festungen einnahmen, wurden die logistischen Schwierigkeiten bald enorm, und die Vorräte neigten sich dem Ende zu. Wallace schien verschwunden und Edward erwog bereits den Rückzug.

Wallace jedoch hatte sich entschieden, gegen die Engländer zu kämpfen - trotz deren enormer zahlenmäßiger Überlegenheit, trotz der enormen Gefahr durch die schwer gepanzerten  englischen Reiter. Seine Position als "Guardian of Scotland" erlaubte ihm nicht, den Rückzug anzutreten und halb Schottland zu verlieren - er fürchtete wohl, dass ihn die schottischen Adligen nach einer derart kampflosen Niederlage nicht mehr unterstützen würden.

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Schließlich fanden englische Späher den Lagerplatz der schottischen Armee in Callandar Wood. Wallace hatte diesen Ort Bedacht ausgewählt: Im Norden bot der dichte Wald Schutz, vor ihm trafen sich zwei kleine Flüsse in morastigem Gebiet. Wie erwartet, kamen die Engländer vom Süden her in das Gebiet - der sumpfige Morast war aus der Ferne nicht zu erkennen.

Wallace Truppe bestand aus  Freiwilligen. Männer von etwa 15 bis 60 Jahren aus ganz Schottland. Sie hatten keine gepanzerten Reiter, keine Ausbildung und in den wenigsten Fällen Kampferfahrung. Die Schotten bildeten vier Schildrons: Jede dieser Formationen bestand aus 1500 bis 2000 Mann, bewaffnet mit etwa 4 Meter langen Lanzen. Bei feindlichen Reiterangriffen würde die erste Reihe niederknien, die zweite über deren Köpfe hinweg kämpfen: Ein massives Hindernis für Ross und Reiter. Zusätzlich trugen die Schildrons eine Art tragbarer Befestigung mit sich: Baumstämme, miteinander durch Ketten oder Seile verbunden, bildeten eine improvisierte Palisade. Die Schildrons würden sich im Kampf also kaum bewegen können. Zwischen den Schildrons standen Gruppen von Bogenschützen aus dem Selkirk Forest, als "Eingreiftruppe" hielt Wallace eine kleine Gruppe schottischer Reiter in Reserve.

Die Engländer Griffen nun an: Die Grafen von Hereford und Norfolk führten die vorderste Gruppe, Bischof Bek die zweite; Edward I. hatte das Kommando über die dritte und letzte Gruppe. Ganz wie es Wallace erwartet hatte, verzögerte der schlammige Morast den Vormarsch der Engländer, die nun in Richtung der Flanken ausweichen mussten. Wallace konnte dies jedoch nicht ausnutzen: Seine Reiter flohen panisch, und die englischen Reiter machten die schottischen Bogenschützen gnadenlos nieder. Ob Wallace verraten worden war, ist unklar: Möglicherweise verfielen die wenigen schottischen Reiter angesichts des massiven englischen Angriffs in Panik. Gegen die Schildrons konnten die Ritter allerdings nicht viel unternehmen: Edward I. zog seine Reiterei zurück. Nun war die Zeit der englischen Bogen- und Armbrustschützen gekommen, denen sich ein perfektes Ziel bot: Tausende Schotten starben im Pfeilhagel. Nun stürmten die Ritter die Schildrons, die sich kaum noch verteidigen konnten - und so musste sich Wallace geschlagen geben und mit den kümmerlichen Resten seiner geschlagenen Armee fliehen.

Wallace lieferte sich in den darauf folgenden Jahren noch viele kleine Geplänkel mit den Engländern, die das Land schamlos ausplünderten, um ihre Truppen zu versorgen. Er konnte jedoch - nun ohne die Unterstützung der schottischen Adligen - keine Armee mehr aufbauen und lebte bis zu seinem Verrat 1305 das Leben eines Vogelfreien.

 


Update: 28. März 2010