"So lange nochhundert von uns am Leben sein werden, sind wir gewillt, uns niemals unter der Herrschaft Englands zu beugen. Es ist nichtfür Ruhm, Reichtümer oder Ehre, das wir kämpfen; es ist alleinfür die Freiheit, die kein ehrenhafter Mann aufgibt, so lange ernoch am Leben ist! "

Zeittafel

Seltenhört man von einem Film, der allen so gut gefallen hat: Nichtnur die eingefleischten Mittelalter-Fans, sondern auch vieleandere, wie z.B. die Jury der Oskar-Verleihung, waren von diesemaußergewöhnlichen Film angetan. Der Kassenerfolg mit weit übereiner halben Million Zuschauer spricht für sich. Mel Gibson,Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller zugleich, ist esgelungen mit einem Team von exzellenten Schauspielern die Storylebendig und packend zu gestalten.

Was uns persönlich an dem Film gefällt,ist die Tatsache, dass der Film in den Punkten Kleidung, Rüstung,Gebäude und Natürlichkeit der Drehorte recht authentischgehalten ist. Sieht man mal über den einen oder anderen Kompromisshinweg, so erhält man vor allem auch als Mittelalter-Laie einenEindruck vom Leben der einfachen Leute, der dem tatsächlichenwohl relativ nahe kommt.

Wir denke, dass es dem DrehbuchautorRandall Wallace wohl auch eher darum ging, darzustellen, wie dasLeben im Mittelalter wirklich war, als sich krampfhaft an diegeschichtlichen Abläufe zu halten.

Obwohl es nur wenige - und davon vielwidersprüchliche Quellen gibt, gilt es doch als geschichtlichbelegt, dass beispielsweise die echte Murron mit ihrer Familie inihrem Haus verbrannte, William Wallace verheiratet war und Kinderhatte, Prinzessin Isabelle Eduard II. 2 Jahre nach WallaceHinrichtung heiratete, der Thronerbe wiederum 6 Jahre nachWallaces Tod geboren wurde und Eduard I. William Wallace um 2Jahre überlebte und auf einem Feldzug gegen Schottland plötzlichverstarb.

Für alle diejenigen, die esinteressiert, wie die geschichtlichen Hintergründe wirklichwaren, möchte wir nun diesen Artikel schreiben:

Ähnlich wie das walisische diente auchdas schottische Bergland über Jahrhunderte hinweg als Schutzwallgegen die Eroberungsversuche vom Süden; anders als in Wales wardas keltische Element in Schottland allerdings längst nicht mehrso ausgeprägt, da das Land in der Wikingerzeit in wesentlich stärkeremMaße dem Zugriff abenteuernder Skandinavier ausgesetzt war, diesich - wie später auch einzelne anglonormannische Familien - mitder einheimischen Bevölkerung vermischten und in ihr aufgingen.Obwohl kaum 400.000 Einwohner zählend, bildete das kleine Königreichfür England einen dauernden Unruheherd, der mit zahllosenKleinkriegen vor allem die nördlichen Grenzschaften in Atemhielt. Nach der Eroberung und Befriedung von Wales wandte KönigEduard nun sein Augenmerk dem letzten unabhängig gebliebenenTeil der Highlandzone, dem Königreich Schottland, zu.

Die schottischen Könige waren zwarbereit, die englische Lohnshoheit für einige Grenzgebiete, nichtaber für das Königreich an sich anzuerkennen, dessen Unabhängigkeitvon schottischer Seite immer wieder betont wurde. Für die in derPraxis mehr oder weniger problematischen Beziehungen schien sichim Jahre 1290 eine Lösung anzubahnen, die ganz im Sinne derenglischen Interessen lag:

1286 war überraschenderweise AlexanderIII. von Schottland verstorben. Seine Enkelin Margaret (The Maidof Norway, auch Margarethe von Norwegen genannt) wurde als Königinvon Schottland anerkannt. König Eduard I. gelang es nun, einHeiratsprojekt zwischen dem Thronfolger Eduard II. und Margaretzu vereinbaren, das dem englischen Königtum die Aussicht eröffnete,künftig auch das nördliche Nachbarreich mitzuregieren, wobeiallerdings Schottland im Rahmen dieser Personalunion eineweitgehende Eigenständigkeit behalten sollte.

Wennauch die englischen Hoffnungen noch im gleichen Jahr durch den plötzlichenTod von Margaret hinfällig wurden, so bot sich für KönigEduard dennoch eine Möglichkeit, in die schottischen Verhältnisseeinzugreifen; denn nach dem Tode Margarets meldeten mehrereBewerber Ansprüche auf die Nachfolge in der Königsherrschaftan, so dass sich König Eduard dazu entschloss, als Lehnsherr undOverlord Schottlands den Thronstreit zu entscheiden, wobei ersich auch die Möglichkeit vorbehielt, das Königreich als an dieenglische Krone heimgefallenes Lehen zu betrachten.

Der schottische Adel scheint die in dieser Form problematischen lehnsherrlichen Ansprüche Eduards, wenn auch widerstrebend, anerkannt zu haben. Unter den Thronanwärtern kamen vor allem zwei, Robert (VI.) Bruce und John Balliol, in Frage, die wegen ihrer Verwandtschaft zum Könighaus jeweils über einen gewissen Anhang im Lande verfügten. Nach langen Beratungen und der Einholung juristischer Gutachten entschied sich der Gerichtshof unter dem Vorsitz Eduards für John Balliol als König, eine Entscheidung, die im Lande durchaus respektiert wurde. Auf Widerspruch stieß Eduard erst, als er versuchte, über die Person des neuen Königs den englischen Einfluss in Schottland auszubauen. Auch hier ging Eduard ganz den Weg legalistischer Machtpolitik. Gestützt auf die englische Lehnherrschaft, die er für ganz Schottland in Anspruch nahm, forderte er von den Schotten, ihm im Krieg die üblichen Ritterdienste zu leisten. So wurde John Balliol unter dem Druck des schottischen Adels in Frankreichs Arme getrieben. Balliols Auftrag wurde am 25.10.1295 zu Paris mit Phillip dem Schönen von Frankreich ein Militärbündnis abgeschlossen.

Wallace Monument

In'Der Vertrag' verpflichtete Balliol, besonders dann mit ganzerMacht verwüstend in England einzufallen, wenn Eduard das Landverlassen oder von Truppen entblößen sollte. Eben diese Gefahrveranlasste den englischen König, sich zunächst gegen dieSchotten zu wenden. So fiel Eduard im Frühsommer 1296 mitHeeresmacht in Schottland ein, brach in einem schnellen Feldzugjeden Widerstand und nahm bereits Anfang Juli die Kapitulation KönigJohns entgegen, der in einer demütigenden Zeremonie seinenTreubruch öffentlich bekannte und zugunsten Eduards auf seine Königswürdeverzichtete.

Der Triumph König Eduards, der EndeAugust 1296 auf dem Parlament von Berwick offiziell die Königsherrschaftvon Schottland antrat, schien vollkommen zu sein. Als äußeresZeichen der Unterwerfung des Landes unter die englischeHerrschaft wurde der erbeutet e heilige Königsstein von Scone,auf dem nach einem alten Herkommen die schottischen Könige gekröntwurden, in die Westminsterabtei gebracht, und alles schien daraufhinzudeuten, dass Schottland das gleiche Schicksal beschiedensein sollte wie der Nachbarherrschaft Wales.

Dass es nicht dazu kam, lag vor allemwohl daran, dass Eduard noch in andere Konflikte verstricktwurde, die ihm wenigstens zeitweise die Hände banden.

Es folgten 10 Jahre des Aufruhrs, in denenzunächst hauptsächlich William Wallace, ein schottischer Laird (sein Vater, Alan Wallace war ein kleiner Gutsbesitzer)den Engländern erfolgreich Widerstand leistete. Wallaces Aufrufrichtete sich vor allem an die Bürger und Bauern und teilweiseauch gegen die eigenen anglo-normannischen Barone, so dass ermehr von seinesgleichen als von den großen Baronen unterstützt,die Engländer in die Flucht schlug. Sporadisch waren schon Aufständeaufgetreten, als im Mai 1297 Wallace und ca. 30 weitere MännerLanarck abbrannten und den englischen Sheriff töteten. Wallaceorganisierte daraufhin ein Heer von Bürgern und kleinenGutsbesitzern und griff die englischen Garnisonen zwischen den FlüssenForth und Tay an. Am 11. September 1297 rückte eine englischeArmee unter John de Warenne, Earl of Surrey, gegen die Schottenvor und konfrontierte sie am Forth nahe bei Stirling. Zwar warenWallaces Männer den Engländern zahlenmäßig weit unterlegen,jedoch musste das englische Heer eine schmale Brücke über denForth überqueren, bevor sie die schottischen Positionenerreichen konnten. Die Schotten griffen die Engländer an, alsdiese beim Überqueren des Flusses waren und erzielten so einenüberwältigenden Sieg. Wallace und seine Leute nahmen StirlingCastle ein und für eine zeitlang war Schottland nahezu ohneenglische Besatzer. Im Oktober des Jahres fielen die Schotten inNordengland ein und plünderten die Grafschaften Northcumberlandund Cumberland.

Bei seiner Rückkehr nach Schottland,Dezember 1297, wurde William Wallace zum Ritter geschlagen und übernahmdie Reichsverweserschaft für den gefangenen König John Balliol.Trotzdem gaben viele des schottischen Adels ihre Unterstützungnur widerwillig.

Eduard I., der während des gesamtenschottischen Konfliktes in Frankreich verweilt hatte, kehrte im März1298 nach England zurück und fiel am 03.Juli in Schottland ein.Am 22. Juli (nicht einmal ein Jahr nach der Schlacht von Stirling)wurden die Schotten durch Eduards Bogenschützen und Kavalleriein der Schlacht von Falkirk geschlagen.

Obwohl es Eduard I. nicht gelang,Schottland vor seiner Rückkehr nach England restlos zubefrieden, war Wallaces militärischer Ruf ruiniert. Er gab seineFunktion der Reichsverweserschaft auf. Vom Herbst 1299 bis zumAugust 1305 ist nichts genaues über Wallaces Verbleib bekannt.Am 05. August wurde er, vom Adel verraten, in der Nähe vonGlasgow gefangen genommen. In London wurde er dann als Verräterverurteilt, wobei er immer wieder betonte, dem englischen Könignie die Treue geschworen zu haben. Wallace wurde in einempolitischen Schauprozess hingerichtet: gehängt, die Eingeweideherausgerissen, geköpft und gevierteilt.

Als König Eduard im September 1305 imRahmen eines auch von schottischen Magnaten besuchten Parlamentsdaran ging, die Regierung Schottlands neu zu ordnen, schienwieder einmal das Schicksal des Landes besiegelt zu sein.

Doch bereits ein halbes Jahr später fandder Unabhängigkeitskampf der Schotten einen neuen politischen Führerin Gestalt des jungen Robert (VIII.) Bruce, eines Enkels desThronanwärters von 1292, der, nachdem ersterer im Februar 1306in einen Mord an einem englischen Adligen verwickelt und von denEngländern für vogelfrei erklärt worden war, nun die Fluchtnach vorne antrat, indem er seine Landsleute zum Kampf gegen dieEngländer aufrief. Bruce reiste nach Scone und ließ sich dortam 25. März 1306 vom Bischof von Glasgow zum König vonSchottland krönen.

König Eduard I. reagierte mit grausamenVergeltungsmaßnahmen gegenüber den Verwandten und AnhängernRobert the Bruce und schickte sich an, wieder mit Heeresmacht inSchottland einzufallen. Hierzu kam es aber nicht mehr, da EduardI. am 07. Juli 1307 auf dem Weg, in der Nähe von Carlisle,starb, ohne sein großes Ziel, die Unterwerfung Schottlands,erreicht zu haben.

Nach dem Tode Eduards I. mehrten sich dieErfolge der Schotten gegen dessen schwachen Nachfolger Eduard II.,bis schließlich durch die entscheidende Niederlage der Engländerbei Bannockburn 1314, als die gepanzerten englischen Rittervergeblich gegen die lanzenstarrenden Karrees der Schottenanrannten, eine Wiederherstellung der englischen Macht in weiteFerne rückte. 1328 erkannte England im Vertrag zu NottinghamRobert I. als unabhängigen König Schottlands an.

Bereits einige Jahre zuvor, in der berühmtenErklärung von Arbroath (1320) kleideten acht Earls und fast alleführenden Magnaten Schottlands den Anspruch auf Unabhängigkeitin die denkwürdigen Worte:

"So lange noch hunderte von unsam Leben sein werden, sind wir gewillt, uns niemals unter dieHerrschaft Englands zu beugen. Es ist nicht für Ruhm, Reichtümeroder Ehre, das wir kämpfen; es ist allein für die Freiheit, diekein ehrenhafter Mann aufgibt, so lange er noch am Leben ist!"

Quellen:England Ploetz, Brittanica, Kurt Kluxen: die Geschichte Englands,Peter Wende: Geschichte Englands, Karl-F. Krieger: GeschichteEnglands Band 1, Karfunkel Nr.13, Jule Ehmer


  Zeittafel
1286 Alexander III. von Schottland verstirbt unerwartet. Seine Enkelin Margaret, Maid of Norway, wird als Königin anerkannt.
1290 Tod Margaret's.
1292 John Balliol wird als König von Schottland anerkannt.
1296 John Balliol wird gefangen gehalten. König Edward I. übernimmt offiziell die Königsherrschaft von Schottland.
1297 William Wallace ruft die Schotten zum Widerstand gegen England auf. Sieg der Schotten bei Stirling.
1298 Eduard I. kehrt von Frankreich nach England zurück. Sieg der Engländer über die Schotten bei Falkirk.
1305 Gefangennahme und Hinrichtung William Wallace.
1306 Robert (VIII.) Bruce lässt sich als Robert I. zum König von Schottland krönen.
1307 Eduard I. stirbt in der Nähe von Carlisle.
1314 Endgültiger Sieg der Schotten bei Bannockburn.
1320 Berühmte Erklärung von Arbroath. (Zur kompletten Erklärung hier klicken)
1328 Robert I. wird im Vertrag zu Nottingham als unabhängiger König von Schottland erklärt.

Update: 28. März 2010